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Vom:
13.11.2020

Wie komplexe Fachverfahren zu einem Mehrwert für Bürger:innen führen

Autor:in
Meike Plath
Wenn man die neuesten Entwicklungen in der öffentlichen Verwaltung verfolgt, steht auch in diesem Zusammenhang die Digitalisierung im Mittelpunkt. Die konkreten Schritte auf dem Weg zur digitalen Verwaltung sind jedoch häufig öffentlich nicht nachvollziehbar. Ein gutes Beispiel dafür stellen sogenannte Fachverfahren dar. Sie sind fester Bestandteil der Digitalisierung, aber nicht für die Öffentlichkeit einsehbar. In unserem Experteninterview geben wir Antworten auf die Fragen, welchen konkreten Mehrwert Bürger:innen durch digitalisierte, komplexe Fachverfahren erfahren und wie Daten interner Prozesse in den Behörden auch für die Öffentlichkeit sinnvoll zugänglich gemacht werden können.

Dazu haben wir mit Nora Schmidt als Dualstudentin im IT-Projektmanagement und Matthias Klame als Senior Product Owner gesprochen. Beide sind in der ältesten Themenwelt Pflege & Alter bei publicplan tätig. Dieser Bereich umfasst Projekte zu allen Themen, die im Alter von Bedeutung sind.

Könnt ihr uns zunächst einen groben Überblick über die Fachverfahren geben, die ihr bereits für die Bürger:innen digital zugänglich gemacht habt?

„Da würden wir gerne als Beispiel die Anzeigeverfahren PfAD.wtg und PfAD.uia nennen.

WTG steht für das Wohn- und Teilhabegesetz, das Leistungsanbieter zur Registrierung mit ihrer Adresse verpflichtet. Demnach ist PfAD.wtg ein elektronisches Anzeigeverfahren für Wohn- und Betreuungsangebote. Sie beinhalten Dienstleistungen in Kombination mit einer Unterbringung, also zum Beispiel Wohngemeinschaften mit Betreuungsleistungen und Angebote des Servicewohnens.

UIA besagt „Unterstützung im Alltag“ und umfasst wiederum die alltäglichen Unterstützungsleistungen im Bereich Pflege, die keine andere Unterbringung erfordern. Diese Form der Dienstleistung bieten beispielsweise Betreuungsgruppen, Haushaltshilfen und die häusliche Pflege.“

Und wie konnte aus diesen Fachverfahren schließlich konkret ein Mehrwert für Bürger:innen generiert werden?

„Der Platzzahlmelder von PfAD.wtg ist für die tagesaktuelle Meldung von Heimplätzen durch Einrichtungen zuständig. Diese niederschwellige Meldung gilt für vollstationäre Dauerpflegeeinrichtungen, solitäre Kurzzeitpflegeeinrichtungen und Hospize als verpflichtend. Außerdem gibt es das Heimfinderprofil mit Profilbild, Ansprechpartner, Telefonnummer, Fax, E-Mail sowie Homepage als optionale Erweiterung der Stammdaten.

Diese Daten werden über eine Schnittstelle verfügbar gemacht, auf die wiederum die Anwendung Heimfinder NRW zurückgreifen kann. PfAD.wtg stellt bei dieser Verbindung durch die Registrierung der Einrichtungen und dem Melden der freien Plätze die Dateneingabe dar, während der Heimfinder wiederum die Daten an die Öffentlichkeit, also schließlich die Bürger:innen, ausgibt. Er macht den konkreten gesellschaftlichen Mehrwert sichtbar.

Der Heimfinder ermöglicht die schnelle Suche nach verfügbaren Kurzzeit- und Dauerpflegeplätzen in der Altenpflege „über Nacht“. Die Verfügbarkeit als App und Webversion sorgt für eine ortsunabhängige, freie Benutzung.
Um den Mehrwert noch etwas anschaulicher zu verdeutlichen, stellen wir uns folgende Situation aus dem Alltag vor: Ihre Oma ist gestürzt und benötigt dringend einen Kurzzeitpflegeplatz. Sie wollen ihr diesen natürlich schnellstmöglich besorgen, sind beruflich momentan aber leider sehr eingespannt. Bei der App des Heimfinder NRW lassen Sie sich in Ihrer Mittagspause die Kurzzeitpflegeplätze in Ihrer Umgebung anzeigen und wählen das für Ihre Oma passendste Angebot mit wenig Aufwand aus.

Der Angebotsfinder auf Basis von PfAD.uia beruht auf dem gleichen Prinzip: Registrierte Angebote werden auf der Website für die Öffentlichkeit verfügbar gemacht. Der Unterschied ist, dass es sich bei dieser Anwendung um die reine Unterstützung im Alltag ohne einen veränderten Aufenthaltsort handelt. Die Filterungsmöglichkeiten wie z. B. „in der Nähe“ und die gewünschte Sprache des Dienstleisters grenzen die Suche ein. Wenn Ihre Oma aus dem vorigen Beispiel also ihr Zuhause nach ihrem Unfall nicht verlassen möchte, sich aber nicht mehr richtig anziehen und kochen kann, bietet in diesem Fall der Angebotsfinder die Lösung.“

Gab es in der Coronakrise Auswirkungen auf die Fachverfahren?

„Bezüglich der Corona-Pandemie ist es wichtig, die Fallzahlen der Infizierten und Todesfälle immer aktuell zu halten. Dieser Bedarf bestand somit auch bei Altenpflege-Einrichtungen, der uns in einer Anfrage vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales mitgeteilt wurde. Hierfür konnte das bereits bestehende Fachverfahren PfAD.wtg mithilfe eines Menüpunkts erweitert werden, wodurch dem Ministerium eine schnelle Lösung für die Erfassung der Fallzahlen geliefert werden konnte. Der Großteil der in PfAD.wtg registrierten Einrichtungen melden neben ihren freien Pflegeplätzen unter dem COVID-Melder die Infiziertenzahlen sowohl der Pflegebedürftigen als auch der Pfleger. Diese Fallzahlen fließen ebenfalls in die allgemeine Statistik ein und bieten somit den Bürger:innen einen weiteren Mehrwert.

Dieses Beispiel verdeutlicht, wie schnell komplexe Fachverfahren digital ausgebaut werden können und abermals ein sinnvoller Nutzen für alle Bürger:innen entsteht.“

Mehr Informationen rund um digitale Lösungen für die Verwaltung finden Sie auf unserem Blog. Wenn Sie Fragen oder Interesse an nachhaltigen, digitalen Lösungen haben, nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf.

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Autor:in
Meike Plath
Meike Plath ist Junior Marketing Managerin bei der publicplan GmbH. Sie startete als Dualstudentin und ist bereits seit mehreren Jahren Teil des Unternehmens. Zu ihren Aufgaben gehören hauptsächlich die Contenterstellung für die Social-Media-Auftritte und die Website inklusive Videobearbeitung und Vertonung.
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