Heute lädt die Initiative „Digital für Alle“ ganz Deutschland ein beim Digitaltag Digitalisierung selbst zu entdecken, zu verstehen und zu gestalten. Das Bündnis aus dem Branchenverband Bitkom und 27 Partnern aus der Zivilgesellschaft hat sich zum Ziel gesetzt, mit dem bundesweiten Aktionstag die digitale Teilhabe in Deutschland zu stärken. Ein besonderes Augenmerk liegt in diesem Jahr auf dem Thema „digitale Kompetenzen“ – denn in einer repräsentativen Umfrage hat „Digital für Alle“ festgestellt, dass 60 % der Deutschen das Land als digital gespalten ansehen und 20 % der Befragten sich selbst mangelhafte digitale Kenntnisse attestieren.
Grund genug, um das Thema Teilhabe einmal aus dem Blickwinkel der Verwaltungsdigitalisierung zu betrachten. Denn klar ist: Digitale Technologien prägen längst unseren Alltag und zunehmend auch den Kontakt mit der öffentlichen Verwaltung. Viele Menschen wünschen sich, in naher Zukunft noch mehr Verwaltungsvorgänge digital zu erledigen – 60% geht es mit der Digitalisierung in Deutschland bisher noch zu langsam voran. Doch ebenso gehört zum Bild, dass sich einige Menschen überfordert fühlen: 16 % gaben an, dass ihnen die Digitalisierung sogar zu schnell voranschreitet.
Effiziente Verwaltungsdigitalisierung durch digitale Transformation
Die digitale Transformation der Verwaltung bietet enorme Chancen, auch auf verschiedenen Dimensionen der Teilhabe: Sie macht die zahlreichen Leistungen und Angebote der Verwaltung zugänglicher. Bürger:innen werden nicht mehr von Amt zu Amt geschickt, sondern können über zentrale Portale genau die richtigen Antragswege für das eigene Anliegen finden oder sogar proaktiv von der Verwaltung auf passende Leistungen hingewiesen werden.
Mobilitätseingeschränkte Personen müssen nicht mehr weite Wege auf sich nehmen, sondern können Verwaltungskontakte einfach von zu Hause aus abwickeln. Behördentermine müssen nicht mehr vor Ort wahrgenommen werden und ermöglichen Menschen, die familiär oder beruflich stark eingebunden sind, ihre Anliegen zu jeder Zeit einzureichen.
Und nicht zuletzt bietet digitale Verwaltung auch für diejenigen große Vorteile, die vielleicht noch kein großes Vertrauen in ihre eigenen digitalen Fertigkeiten haben. Denn wenn das knappe Personal in den Verwaltungen durch digitalisierte und automatisierte Prozesse entlastet wird, bleibt auch mehr Zeit denjenigen (digital und analog) zu helfen, die persönliche Unterstützung brauchen. So können mehr Menschen, die Leistungen und Rechte in Anspruch nehmen, die ihnen zustehen und am gesellschaftlichen Leben teilnehmen.
Digitale Teilhabe ist gesellschaftliche Teilhabe
Was wir jedoch nicht vergessen dürfen: Nicht alle Menschen bringen die gleichen Voraussetzungen mit, um digitale Angebote zu nutzen. Dabei kann es um Kompetenzen und Fertigkeiten gehen, aber auch um körperliche Einschränkungen.
Deshalb ist es bei der Konzeption und Entwicklung digitaler Verwaltungsdienste enorm wichtig, Zugänglichkeit und Teilhabe mitzudenken. Einige Verwaltungen beschreiten hier bereits beeindruckende neue Wege: Das IT-Referat der Landeshauptstadt München bindet beispielsweise gezielt Menschen mit Einschränkungen in Entwicklungsprozesse ein. Damit können sie Anwendungen entwickeln, die für alle zugänglich sind. Heraus kommen innovative Projekte, wie der Kommunale Gebärdensprach-Avatar, der Formulare und Webseiten der Kommunen in die Deutsche Gebärdensprache übersetzt.
Aber auch schon kleinere Schritte können große Wirkung für die Zugänglichkeit von Angeboten erzielen. Bei der Gestaltung muss beispielsweise mitgedacht werden, dass sehbehinderte Menschen Webseiten und Applikationen auch mit Screenreadern bedienen können. Klare Strukturen helfen Menschen sich zu orientieren, auch wenn sie nicht häufig digitale Technologien nutzen und ausreichend große Bedienelemente sind wichtig für Menschen mit motorischen Einschränkungen.
Offenheit, Teilhabe und Sicherheit durch Open Source
Dem Einsatz von Open-Source-Software kommt hier eine besondere Bedeutung zu: Wenn der Quellcode offen liegt und die Lizenz freie Anpassungen erlaubt, ist es viel besser möglich, Anwendungen so zu modifizieren, dass sie den Anforderungen möglichst vieler Menschen gerecht werden.
Und Best Practices bei der Zugänglichkeit können durch offenen Quellcode schnell in anderen Projekten übernommen werden. Denn es gilt natürlich: „Public Money, Public Code“ – gute Ideen zur barrierefreien Umsetzung von Verwaltungsdienstleistungen sollten nicht in Lizenz-Silos verschwinden, sondern möglichst vielen Menschen eine Teilhabe erleichtern.
Auch abseits dieser ganz praktischen Vorteile ist Teilhabe ein Herzstück des Open-Source-Software Gedankens: Jede:r kann den Code einsehen, davon für eigene Projekte lernen und Verbesserungen einbringen. So trägt die Open-Source-Bewegung aktiv zum Aufbau wichtiger digitaler Kompetenzen bei.
Deshalb ist Open Source für uns weit mehr als eine mögliche Variante, digitale Projekte für die öffentliche Verwaltung umzusetzen – nämlich die einzig richtige. Seit unserer Gründung sind wir Open Source unterwegs: Nutzen offene Technologien, stellen Quellcodes offen bereit und unterstützen wichtige Open-Source-Communities und -Projekte.