Open Source
Vom:
10.11.2023

Open Source in der öffentlichen Verwaltung – wo stehen wir heute?

Autor:in
Dr. Christian Knebel
Welche Bilanz und Chancen liegen in der Nutzung von Open-Source-Software? Bereits wichtig für die öffentliche Verwaltung, wird Open Source in absehbarer Zeit eine noch zentralere Rolle einnehmen. Mehr dazu in unserer Analyse des neuen Open-Source-Monitors 2023.

Der neue Open Source Monitor 2023 der Bitkom zeigt: Sowohl die freie Wirtschaft als auch immer mehr Institutionen der öffentlichen Verwaltung setzen auf Open-Source-Software (OSS) – doch vor allem bei Letzteren bleibt noch viel Luft nach oben. Die Studie enthält erneut Ergebnisse speziell zur öffentlichen Verwaltung, somit können die Entwicklungstendenzen ab dem Jahr 2021 bewertet werden.

Positive Entwicklungen: Mehr Open Source im öffentlichen Sektor

100 Behörden und Ämter gaben für die Studie des Branchenverbands Bitkom Auskunft:

  • In welchem Maße wird Open-Source-Software eingesetzt?
  • Was sind die Vorteile für die öffentliche Verwaltung?
  • Wo liegen aktuell noch Hürden?

Es lassen sich einige interessante Trends erkennen, vor allem im Vergleich mit den Daten aus 2021, obwohl die Zahl der Befragten nicht repräsentativ ist.

In knapp 60 % der Behörden kommt Open-Source-Software bereits zum Einsatz – das sind 10 % weniger als in der Privatwirtschaft. Jedoch wächst die prinzipielle Offenheit für Open-Source-Lösungen in den deutschen Amtsstuben: 40 % der Befragten stehen dem Thema grundsätzlich offen gegenüber – 2021 waren es noch 32 %. Die aktive Unterstützung von genutzten Open-Source-Projekten steigt dabei von Seiten der öffentlichen Verwaltung: Während 2021 lediglich 43 % der öffentlichen Institutionen OSS-Projekte und -Communities aktiv unterstützten, sind es in diesem Jahr bereits 60 %.

Meist geschieht dies über den Bezug von Enterprise Editionen oder Support-Verträgen (45 %). Beschäftigte oder ganze Teams beteiligen sich aber auch in 20 % der Organisationen während ihrer Arbeitszeit direkt an der Weiterentwicklung von Open-Source-Projekten. Zahlreiche weitere Arten der Unterstützung, wie Mitgliedschaften in OSS-Foundations oder eigene OSS-Projekte, finden bereits in einzelnen Behörden statt.

Luft nach oben: Hürden für Open Source im Behördeneinsatz

Wie schon 2021 stehen auch 2023 noch rund 23 % der Befragten aus der öffentlichen Verwaltung Open Source-Software kritisch oder ablehnend gegenüber. Das weist darauf hin, dass noch immer einiges an Überzeugungsarbeit zu leisten ist, um die gravierenden Vorteile, die Open-Source-Software für den staatlichen Einsatz bietet, besser und breiter bekannt zu machen.

So sehen noch immer 21 % der Befragten die Sicherheit von Open-Source-Software als bedenklich für den Einsatz in ihrer Organisation – während in der privaten Wirtschaft nur 7 % der Befragten hier Bedenken haben. Daher braucht es weiterhin transparente Information darüber, dass offen einsehbarer Quellcode ein Sicherheits-Plus im Gegenteil ist – denn Schwachstellen werden schneller erkannt und der Einbau von Hintertüren ist unter den wachsamen Augen hunderter Mitentwickler:innen quasi unmöglich.
Noch gravierender ist allerdings ein ganz praktisches Hindernis: 28 % der Befragten Institutionen fehlten schlicht Fachkräfte, die qualifiziert und mit Open-Source-Software erfahren sind, um verstärkt auf offene Lösungen setzen zu können. Viele Behörden steuern bereits gegen und bemühen sich intensiv um qualifizierte IT-Kräfte. Mittelfristig können aber auch externe IT-Dienstleister mit Open-Source-Erfahrung ihre Kompetenz zur Verfügung stellen und damit zentrale Digitalprojekte mit freier Software voranbringen.

Vorteile von Open Source rücken in den Fokus

Die spezifischen Vorteile von Open-Source-Software werden auch in der Verwaltung immer stärker gesehen. Dabei setzen die öffentlichen Institutionen andere Schwerpunkte als die freie Wirtschaft: Während in der Privatwirtschaft vor allem Potenziale zur Kosteneinsparung als wichtigstes Argument für den Einsatz freier Software gesehen werden (35 %), ist dieser Aspekt für die Verwaltung zwar auch wichtig, aber lange nicht mit so großem Abstand dominant (18 %). Wichtig für Behörden ist demnach auch die große Auswahl an OSS-Komponenten (11 %), die Nutzung von offenen Standards (10 %) und der Zugriff auf den Quellcode (10 %).

Ein damit verbundenes Feld ist dagegen noch nicht so präsent: Nur 4 % der Behörden sehen die Erhöhung digitaler Souveränität bisher als wichtigsten Grund für den Einsatz von OSS an – ein Wachstumsfeld, das sicher in den kommenden Jahren noch relevanter wird. Immerhin hat auch die Bundesregierung ihre neu gegründete Kompetenzeinheit zur Förderung des Einsatzes von OSS nicht ohne Grund „Zentrum für Digitale Souveränität“ benannt.

Bei der Bewertung von Open-Source-Alternativen und der Abwägung ihres Einsatzes gehen die Behörden meist mit Bedacht vor: 48 % haben eine niedergeschriebene Open-Source-Policy, die zum Vergleich nur in 26 % der privaten Unternehmen existiert. Auch ein ausdefinierter Compliance-Prozess ist mit 56 % öfter in der Welt der öffentlichen Organisationen anzutreffen. So ist auch 90 % der öffentlichen Auftraggeber besonders wichtig zu wissen, was in der eingesetzten Software steckt: Sie wollen eine standardisierte SBOM (Software Bill of Materials) zu den von ihnen eingesetzten Produkten haben.

Der Weg nach vorne: Strategische Ausrichtung für mehr Open Source

Aktuell verfügen nur 29 % der öffentlichen Organisationen über eine dezidierte Open-Source-Strategie. Das sind zwar nicht wesentlich weniger als in der privaten Wirtschaft (30 %). Jedoch besteht hier Nachholbedarf, denn 67 % der Befragten in öffentlichen Institutionen sind sich sicher, dass Open-Source-Software für sie in Zukunft eine größere Rolle spielen wird. Und dieser Eindruck besteht nicht ohne Grund: Signale aus der Politik, wie das Bekenntnis zu Open-Source im Koalitionsvertrag der Bundesregierung, die Gründung des oben erwähnten Zentrums für Digitale Souveränität (ZenDiS) und Initiativen zur Priorisierung und strategischen Förderung von OSS in mehreren Bundesländern, sprechen hier eine eindeutige Sprache.

Es ist also klar: Open Source ist bereits wichtig für die öffentliche Verwaltung – und wird in absehbarer Zeit eine noch zentralere Rolle einnehmen.

publicplan steht als Spezialist für Open Source in der öffentlichen Verwaltung bereit, um diese Entwicklung zu unterstützen – mit breitem Fach-Know-How zu zahlreichen Open-Source-Lösungen, eigener Entwicklungskompetenz und tiefem Verständnis für die besonderen Anforderungen der öffentlichen Verwaltung.

Hier die vollständige Studie 2023 einsehen: Open-Source-Monitor 2023 (PDF)

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