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25.9.2024

Wachstum für Europa: Unkomplizierter, unbürokratischer, digitaler?

Autor:in
Dana Khosravi
Europa steht vor großen Herausforderungen: Wirtschaftswachstum, Innovation und Arbeitskräfte schrumpfen. Der jüngste Bericht zum Wirtschaftswachstum betont: EU, Mitgliedstaaten und Exekutivorgane müssen handeln. Eine moderne, digitale Verwaltung spielt dabei eine Schlüsselrolle. Verwaltungsdigitalisierung kann Prozesse vereinfachen und den Binnenmarkt stärken. Auch Deutschland muss die Verwaltung digitalisieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben und Fachkräfte zu gewinnen. Die Zukunft Europas liegt in einer einfachen, schnellen und digitalen Verwaltung.

Europa steht vor großen Herausforderungen: Das Wirtschaftswachstum in der EU hinkt dem in anderen großen Volkswirtschaften wie den USA und China hinterher. Es gibt zu wenig Innovation, zu wenig Gründergeist, zu wenig Produktivitätssteigerung. Und das verschärft sich auf absehbare Zeit weiter: Ab 2040 wird die Zahl der Arbeitskräfte in der EU jedes Jahr um geschätzte 2 Millionen Menschen schrumpfen. Das ist nicht allein ein wirtschaftliches Problem – denn das Versprechen von steigendem Wohlstand in der gesamten Gemeinschaft ist ein zentraler Pfeiler für den Zusammenhalt in der Europäischen Union, die gerade von vielen Seiten unter Druck gerät. So fasst es der jüngst unter der Leitung des ehemaligen EZB-Präsidenten Mario Draghi für die Europäische Kommission erarbeitete Bericht zur Wettbewerbsfähigkeit zusammen. In drei Handlungsfeldern müssen die EU, die Mitgliedstaaten und die Exekutivorgane auf allen Ebenen handeln: Innovation, Dekarbonisierung und Sicherheit.

Die Schlüsselrolle einer modernen, digitalen Verwaltung

Zwei der größten Hindernisse für Innovation und Wachstum sind laut dem Bericht: Überregulierung und ein zu behäbiges Handeln der staatlichen und EU-Institutionen. Besonders kleine und mittelständische Unternehmen leiden unter zu viel Bürokratie:

„We claim to favour innovation, but we continue to add regulatory burdens onto European companies which are especially costly for SMEs and self-defeating for those in the digital sectors. More than half of SMEs in Europe flag regulatory obstacles and the administrative burden as their greatest challenge“,

konstatiert dazu der Bericht in deutlichen Worten bereits in der Einleitung.

Einer modernen, digitalen Verwaltung kommt also für die Zukunft Europas eine Schlüsselrolle zu. Die Verwaltungsstrukturen und -prozesse in der gesamten EU müssen schneller, einfacher, transparenter und zugänglicher werden.

Es ist sicher kein Zufall, dass der Draghi-Bericht kurz vor der Bekanntgabe der Nominierungen für die neue EU-Kommission veröffentlich wurde. „Making Europe simpler and faster“ steht als zentraler Auftrag in jedem der Mission Letters, die Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen an ihre designierten Kommissarinnen und Kommissare versandt hat. Auch im Zuschnitt der Aufgabenbereiche wird klar, Transformation und Technologie gehören in der kommenden Amtsperiode eng zusammen. So soll mit der Finnin Henna Virkunnen eine Exekutiv-Vizepräsidentin für den Themenkomplex „technologische Souveränität, Sicherheit und Demokratie“ berufen werden. Ihr werden auch die zwei zentralen EU-Behörden für die Digitalisierung unterstehen, DG CONNECT und DG DIGIT. Es wird spannend, wie die Kommission in Zusammenarbeit mit dem Parlament diese ambitionierten Ziele verfolgen wird.

Wie Verwaltungsdigitalisierung das Wachstum anschieben kann

Das Potenzial der Verwaltungsdigitalisierung, Transformation und Wachstum anzuschieben, ist enorm: Schon in der Konzeptionsphase führen gute Digitalisierungsprojekte zu Prozessvereinfachungen. Unnötige Schleifen, Abfragen und Formulare werden systematisch hinterfragt, Schnittstellen zu anderen Prozessen analysiert, smarte Wege zur Umsetzung gesucht. So geht auch publicplan beim Einstieg in jedes Projekt vor.

In der Umsetzung liegen gerade in der europäischen Zusammenarbeit enorme Potenziale: Mit zentralen digitalen Architektur- und Infrastrukturprojekten wie dem „Once-Only Technical System“ werden auch grenzüberschreitende Verwaltungsvorgänge einfacher und schneller. So war publicplan bereits letztes Jahr an einem Pilotprojekt beteiligt, in dem wir gemeinsam mit unseren Partnern aus der öffentlichen Verwaltung eine grenzüberschreitende Eintragung eines niederländischen Unternehmens in ein deutsches Gewerberegister erprobt haben – ohne dass Daten erneut händisch eingegeben werden müssen. Wenn Register und Prozesse standardmäßig vernetzt werden, kann dies enorme wirtschaftliche Potenziale im gemeinsamen Binnenmarkt freisetzen und den EU-weiten Handel weiter fördern.

Im Endeffekt liegen die Vorteile klar auf der Hand: Eine digitale Verwaltung ermöglicht einen einfacheren Zugang zu Dienstleistungen für Bürgerinnen und Bürger. Ebenso ermöglicht eine digitale Verwaltung Unternehmen schneller und unkomplizierter mit Behörden zu interagieren. Das reduziert Bürokratie, spart Zeit und Kosten – alles Faktoren, die Unternehmen agiler und wettbewerbsfähiger machen. In einer Zeit, in der staatliche und wirtschaftliche Akteure schnell reagieren müssen, kann eine digitalisierte Verwaltung entscheidende Wettbewerbsvorteile bieten.

Doch nicht nur auf EU-, sondern auch auf einzelstaatlicher Ebene steckt viel Potenzial in einer konsequenten Verwaltungsdigitalisierung. Auch Deutschland als größte Volkswirtschaft Europas muss seine Innovationskraft stärken, um international konkurrenzfähig zu bleiben. Die Digitalisierung der Verwaltung kann hierbei als Katalysator wirken, indem sie Prozesse beschleunigt und den Zugang zu wichtigen Informationen erleichtert, oder Förderverfahren für innovative Technologien wie KI einfacher und schneller macht. Dies ist insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen von Bedeutung, die das Rückgrat und den Innovationsmotor der deutschen Wirtschaft bilden. Eine effiziente Verwaltung ermöglicht es diesen Unternehmen, sich auf ihre Kernkompetenzen zu konzentrieren und Innovationen voranzutreiben.

Eine leistungsfähige, transparente Verwaltung – für Vertrauen und Demokratie

Neben Effizienzgewinnen sind Transparenz, Zugänglichkeit und Bürgernähe entscheidende Vorteile der digitalen Verwaltung. Eine digitalisierte Verwaltung ermöglicht direkte Interaktionen zwischen Bürger:innen und Behörden, was die politische Teilhabe stärkt und die demokratischen Prozesse fördert. Gerade die häufig als weit weg von der eigenen Lebenswelt empfundenen EU-Institutionen können durch transparente, digitale Dienste mehr Vertrauen aufbauen. Wenn Bürger:innen, aber auch Unternehmen, erleben, dass ihre Anliegen schnell und effizient bearbeitet werden, steigt das Vertrauen in staatliche und EU-Institutionen.

Mittelfristig ist eine digitalere Verwaltung auch im Angesicht des Fachkräftemangels von großer Bedeutung. Eine digitalisierte Verwaltung kann durch automatisierte Verwaltungsprozesse Ressourcen für wichtigere Aufgaben freisetzen. Der Staat kann seine Leistungs- und Handlungsfähigkeit bei steigender Komplexität der Herausforderungen und schrumpfender Belegschaft im öffentlichen Dienst so aufrechterhalten. Zudem schafft die digitale Verwaltung attraktive Arbeitsumfelder, die junge, technologieaffine Fachkräfte anziehen. Durch gezielte Schulungs- und Weiterbildungsprogramme können Mitarbeitende der öffentlichen Verwaltung und in der freien Wirtschaft auf neue Technologien vorbereitet werden, was langfristig die digitale Kompetenz der Arbeitskräfte erhöht, die Zufriedenheit und damit auch den Rückhalt für ein demokratisches, europäisch ausgerichtetes Staatswesen stärken kann.

Fazit – EU und Deutschland: Unkomplizierter, unbürokratischer, digitaler!

Mit Blick auf die wirtschaftliche Zukunft Europas eröffnet die Verwaltungsdigitalisierung zahlreiche Möglichkeiten, die europäische Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Durch die Effizienzsteigerungen und Innovationsförderung kann sie den Fachkräftemangel bekämpfen. Unternehmen, insbesondere im Mittelstand, profitieren von einer digitalen Verwaltung, die ihnen den Zugang zu wichtigen Informationen erleichtert und bürokratische Hürden minimiert. Ebenso fördert ein fortschrittliches und gut aufgestelltes E-Government das Vertrauen in staatliche Institutionen und demokratische Prozesse und somit in einen funktionierenden Staat und eine lebensweltnahe EU.

Indem Deutschland und Europa die Digitalisierung vorantreiben, können sie ihre Position auf der globalen Bühne festigen und zukunftsfähige Strukturen schaffen, die auch im inneren die Stabilität und Resilienz erhöhen. Die Herausforderungen sind groß, aber die Chancen sind es ebenso. Eine gemeinsame Anstrengung in Richtung digitaler Transformation ist nicht nur eine Chance, sondern eine Notwendigkeit für eine prosperierende Zukunft.

Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, die digitale Transformation der Verwaltung voranzutreiben und eine starke und innovative Zukunft für Europa zu gestalten.

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